Fertighäuser werden zumindest in Teilen werkseitig vorgefertigt geliefert. Einzelne, bereits fertiggestellte Bestandteile müssen dann nur noch zusammengefügt werden. Bei Fertighäusern unterscheidet man grundsätzlich zwischen drei verschiedenen Ausbaustufen, in denen Fertighäuser geliefert und errichtet werden.
In diesem Ratgeber-Artikel geht es darum, die einzelnen Ausbaustufen vorzustellen und aufzuzeigen, wie man durchs „Mitanpacken“ bei der Errichtung des Hauses kräftig sparen kann. Es lohnt sich also weiter zu lesen …
Von den Rohstufen bis zum schlüsselfertigen Haus – die drei Ausbaustufen beim Fertighaus
Grundsätzlich lassen sich drei Hauptstufen unterscheiden:
- Bausatzhaus
- Ausbauhaus
- Schlüsselfertig
Diese drei Stufen sind sozusagen die Grundkategorien, die nahezu jeder Anbieter unterscheidet. Daneben treffen manchen Anbieter jedoch zusätzliche Unterscheidungen. So sind beispielweise auch die folgenden Stufen verbreitet:
- Technikfertig (Elektro- und Sanitärinstallationen werden übernommen)
- Malerfertig (auch das Malern wird übernommen)
- Bezugsfertig (nach “schlüsselfertig” – es fallen keinerlei Arbeiten mehr an und der Kunde kann sofort einziehen)
Manche Anbieter von Fertighäusern haben auch noch eine 4. Ausbaustufe im Angebot. Sie nennt sich dann „Schlüsselfertig Plus“ (oder ähnlich) und beinhaltet Teile der Einrichtung. So wird durch den Fertighaus-Anbieter dann z. B. noch eine Küche installiert.
Es gibt keine offiziellen Vorgaben für die konkreten Ausbaustufen
Obwohl die wichtigsten Unterscheidungen durchaus zwischen den ersten drei Stufen getroffen werden können, ist es wichtig, sich beim jeweiligen Anbieter über die Details zu informieren.
Es gibt keine konkreten rechtlichen Vorschriften, welche Details in welcher Stufe bereits vorhanden sein müssen. Daher können sich die genauen Leistungen von Anbieter zu Anbieter unterscheiden.
Ausbaustufe 1 – das Bausatzhaus
Das Ausbauhaus ist Stufe 1 der drei Ausbaustufen und liefert nur die grundlegenden Bestandteile. Hier werden also am wenigsten Arbeiten durch den Fertighaus-Anbieter übernommen.Die Einzelteile müssen selbst zusammengefügt werden, weshalb diese Baustufe häufig auch “Selbstbauhaus” genannt wird. Das Bausatzhaus liefert zwar alles, was der Kunde benötigt, allerdings ohne den Großteil der Bauarbeit zu übernehmen. Wer handwerklich geschickt ist, einen günstigen Drittanbieter findet oder reichlich Hilfe hat, kann mit dieser Stufe viel Geld sparen. Gleichzeitig besteht hier hohes Potential für Individualisierungen und Selbstverwirklichung im Eigenheim. Allerdings sollte stets beachtet werden, dass diese Baustufe auch mit sehr viel Arbeit einhergeht.
Sparpotential bieten vor allem die folgenden Arbeiten:
- Malern
- Einbau von Fenstern und Türen
- Wärmedämmung
Diese Arbeiten können meist auch von gut informierten Laien übernommen werden.
Ausbaustufe 2 – das Ausbauhaus
Das Ausbauhaus ist sozusagen der Kompromiss zwischen einem fertiggestellten Haus und einem Bausatz. Hier wird der wetterfeste Rohbau einschließlich Wärmedämmung, Dach und Fenster geliefert. Alles weitere – insbesondere der Innenausbau – muss vom Kunden selbst zusammengebaut werden. Dazu zählen beispielsweise:
- Heizung- und Sanitäranlagen
- Elektroinstallation
- Fußbodenbeläge
- Verputzung
Abgesehen von der Elektroinstallation sind viele dieser Arbeiten jedoch auch von Laien gut selbst zu übernehmen. Dadurch entsteht im Vergleich zum schlüsselfertigen Haus immer noch viel Sparpotential.
Ausbaustufe 3 – das schlüsselfertige Haus
Die dritte Stufe ist das schlüsselfertige Haus. Der Begriff sagt bereits aus, dass das Haus einzugsbereit ist. Je nach Anbieter können allerdings noch kleinere Arbeiten anfallen – vor allem, wenn die Baufirma zwischen “schlüsselfertig” und “bezugsfertig” unterscheidet. Diese letzte(n) Stufe(n) bieten das geringste Sparpotenzial, da alle großflächigen und teuren Arbeiten bereits von der Firma übernommen wurden.
Mit diesen Eigenleistungen erfolgreich sparen
Eigenleistungen können zu jedem Zeitpunkt erbracht werden. Die meisten Menschen werden davon profitieren, ein Haus mit der Stufe “Ausbauhaus” zu kaufen und den Großteil der nachfolgenden Arbeiten selbst zu übernehmen. Vor allem großflächige Arbeiten wie das Malern, das Verlegen von Fliesen und das Verlegen von Fußböden kosten zwar Zeit, können aber reichlich Geld einsparen.
Wichtig ist jedoch, dass man sein Können und die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzt. Stellt man beim Bau mit Eigenleistung fest, dass man sich überschätzt hat, dann muss man externe Hilfe organisieren. Und das ist teuer, nervenaufreibend und oft gar nicht so einfach: Heute haben Handwerker alle Hände voll zu tun und oft lange Wartelisten.
Beispiel Malerarbeiten – so viel Sparpotential liegt in der Eigenleistung
Die Malerarbeiten sind ein gutes Beispiel dafür, wie man mit Eigenleistung sparen kann. Bei Malerarbeiten kann man (anders als z. B. bei Elektro- oder Sanitärarbeiten) nicht viel kaputt machen. Die Arbeit ist auch für Laien gut zu bewältigen und wer diese Arbeiten selber macht, der kann schnell einen deutlichen, vierstelligen Eurobetrag beim Fertighausbau sparen. Für Malerarbeiten vom Profi müssen Sie beispielsweise grob mit diesen Kosten rechnen:
- Streichen von Innenwänden = 4 bis 10 €/ qm
- Streichen von Decken = 5 bis 12 €/ qm
- Streichen von Fassaden = 20 bis 40 €/ qm
Abhängig sind die genauen Kosten von dem Betrieb, der Bezahlung der Mitarbeiter, der Farbe und ähnlichen Details. Kommt Tapezieren hinzu müssen Kunden mindestens mit den doppelten Kosten rechnen (abgesehen von der Fassade, da Fassaden nicht tapeziert werden). Selbst im günstigsten Fall bedeutet das, dass das Streichen von einem Haus mit 250 qm mehrere tausend Euro kostet. Dies macht sich auch beim Fertighaus sofort bemerkbar.
Wer hingegen selbst Hand anlegt, kann die Kosten um bis zu 90 % senken! 40 Liter weiße Farbe kostet um die 200 Euro. Für ein 250 qm Haus reicht dies meist aus. Malerarbeiten sind selbst für Laien nicht kompliziert und alle wichtigen Utensilien können in jedem handelsüblichen Baumarkt erworben werden.
Sparen mit anderen Eigenleistungen
Zu den Malerarbeiten gehört nicht nur das Streichen und Tapezieren von Wänden. Auch Türen und Fensterrahmen müssen bedacht werden. Häufig fallen Lackierungen an und auch die Vor- und Nachbereitung müssen Kunden bei professionellen Betrieben bezahlen. Daher lässt sich meist auch dann sparen, wenn ein externer Malerbetrieb engagiert wird, der nur das Streichen übernimmt.
Ein Beispiel: Allein das Abdecken kostet meist rund 4 bis 5 €/ qm. Wer diese Vorbereitungsmaßnahmen selbst übernimmt, kann schon hier mehrere hundert Euro sparen. Das gleiche gilt für Putz- und Aufräumarbeiten.
Großes Sparpotential gibt es außerdem bei folgenden Arbeiten:
- Innenputz – bis zu 70 %
- Fassadenputz und Dämmung – 60 bis 70 %
- Fliesen legen – 60 bis 70 %
- Boden legen – 60 bis 70 %
- Bodenaufbau und Estrich – 60 %
- Sanitärinstallationen – 30 bis 50 %
- Schlosserarbeiten – 50 bis 60 %
Bei diesen Arbeiten fällt ein Großteil der Kosten auf den Lohn der Arbeiter und weniger auf die Materialien. Hier ist also großes Sparpotential vorhanden!
Das gleiche gilt grundsätzlich auch für Elektroinstallationen – allerdings ist hier tatsächlich ein Profi sinnvoll. Es gibt sogar gesetzliche Regelungen, die Laien das Arbeiten an bestimmten Elektroanlagen verbieten. Außerdem ist das Verletzungsrisiko bei den Arbeiten groß.
Eigenleistungen – wann lohnen sie sich wirklich?
Eigenleistungen bei den einzelnen Ausbaustufen eines Fertighauses liefern nicht nur die Chance richtig viel Geld zu sparen. Sie haben auch den Vorteil, dass sie ein hohes Maß an Individualität und Kreativität ermöglichen.
Das bedeutet, dass sich das Selber-bauen auch in den Fällen lohnt, in denen Kunden ein großes Maß an Persönlichkeit bevorzugen: Treppen, Gartenanlagen, Fenster, Türen und Dachausbau sind Bereiche, in denen viele Menschen gerne individuelle Vorstellungen umsetzen. Die Ersparnisse sind prozentual gerechnet möglicherweise nicht so hoch, wie etwa beim Malern, summieren sich aber am Ende.
So können Sie Ihre ganz individuellen Wünsche und Wohnträume selber ermöglichen!
Individuelle Faktoren beachten
Wer wirklich sparen möchte, sollte die eigene Situation im Blick behalten. Diese Fragen sollte sich jeder Bauherr vor Beginn stellen:
- Wie viel Zeit habe ich für den Hausbau zur Verfügung?
- Wie viel Hilfe (“Manpower”) habe ich?
- Wie viel Erfahrung und handwerkliches Geschick habe ich?
- Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung, die ich kostenfrei oder zu geringen Preisen nutzen kann?
- Welche Prioritäten habe ich beim Hausbau (beispielsweise Zeit, Geld, Nachhaltigkeit, Qualität, Ästhetik, Platz)?
Wer bereits viel handwerkliche Erfahrung hat, wird es sehr wahrscheinlich leichter haben, zahlreiche Aufgaben selbst zu übernehmen. Auch reichlich Hilfe und kostenlose Ressourcen vereinfachen den Prozess und erhöhen die Ersparnisse. Wer noch Anfänger ist, sollte sich gut überlegen, welche Arbeiten er selbst übernehmen möchten. Schleichen sich Fehler ein, die langfristig nur schwer zu beheben sind, kann dies über kurz oder lang die Kosten in die Höhe treiben. Ein Beispiel dafür ist eine schlechte Dämmung: Diese kann nicht nur das Schimmelrisiko erhöhen, sondern auch die Heizkosten in die Höhe treiben.
Als Grundsätze gelten: Es sollten stets seriöse Ressourcen genutzt werden, um an Informationen und Materialien zu gelangen. Je mehr Zeit und Hilfe zur Verfügung stehen, desto einfacher und günstiger wird der Hausbau.