Was ist eigentlich ein Fertighaus?

Was ist eigentlich ein Fertighaus? Bauweise, Nachhaltigkeit, Vorteile, Schwachstellen

Etwa jedes fünfte Haus, das in Deutschland errichtet wird, ist ein Fertighaus. Das Interesse von Bauherren an dieser speziellen Bauweise hat in den letzten Jahrzehnten konstant zugenommen und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung Fertighaus und mit welchen Vorteilen überzeugen Fertighäuser? Antworten auf diese Fragen und viele nützliche Informationen rund um die Fertigbauweise fasst dieser Artikel zusammen.

 Was ist eigentlich ein Fertighaus? Bauweise, Nachhaltigkeit, Vorteile, Schwachstellen

Fertighaus: Erklärung der Bauweise

Bei einem Fertighaus handelt es sich anders als bei Massivhäusern um eine Bauweise, die vorgefertigte Bauteile nutzt. Diese werden witterungsunabhängig in einem Werk vorproduziert, zum Standort geliefert, dort aufgebaut und miteinander verbunden. Als Material für Fertighaus-Bauteile können zum Beispiel Holz oder Leichtbeton genutzt werden. Für das Errichten eines Fertighauses muss zunächst ein Fundament errichtet werden. Das können wahlweise eine Bodenplatte aus Beton oder ein komplettes Kellergeschoss sein. Auf diesem Fundament werden zunächst Wandelemente, später Deckenelemente und schließlich der Dachstuhl montiert. Besonders bei der Planung für Bauherren ist, dass sie vorab in einer Musterhaussiedlung / Musterhauspark verschiedene Fertighäuser besichtigen und sich für ein Modell entscheiden können. Dabei werden sie von fachkundigem Personal des Fertighausherstellers beraten. Hier wird auch bereits der vollständige Innenausbau geplant, wobei Bauherren zwischen zahlreichen Möglichkeiten wählen können.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Fertighaus und Massivhaus

Beim direkten Vergleich von Fertighäusern und Massivhäusern fallen einige wichtige Unterschiede auf. Während bei der Fertigbauweise vorgefertigte Elemente genutzt werden, wird ein Massivhaus vor Ort aufgebaut, was eine deutlich längere Bauzeit mit sich bringt. Auch hinsichtlich der Kosten zeigt sich ein Unterschied, denn Fertighäuser sind ab einem Preis von etwa 1.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche erhältlich, für den Bau eines Massivhauses müssen Bauherren durchschnittlich mit 2.000 Euro pro Quadratmeter rechnen. Allerdings sind die Grenzen zwischen der Fertigbauweise und dem Massivhaus oft fließend. Auch beim Errichten eines Massivhauses können durchaus vorgefertigte Bauteile genutzt werden. Selbst Architekten greifen bei der Planung eines Architektenhauses mittlerweile gerne auf fertige Elemente zurück.

Wichtige Vorteile eines Fertighauses

Dass sich immer mehr Menschen für ein Fertighaus entscheiden, liegt an den unterschiedlichen Vorteilen dieser Bauweise. Das häufig wichtigste Argument ist der niedrigere Preis im Vergleich zu anderen Bauformen. Außerdem ist die Bauzeit deutlich kürzer. Hinzu kommt, dass eine hohe Planungssicherheit hinsichtlich des Zeitmanagements und Budgets besteht. Da am Standort lediglich die Fertigbauteile aufgestellt und miteinander verbunden werden, ist die vorab notwendige Produktion der Bauteile für Fertighäuser unabhängig von der Wetterlage möglich. Auch die Wintermonate lassen sich so für den Hausbau nutzen, was deutlich mehr Flexibilität bedeutet. Zu den Vorteilen eines Fertighauses gehört ebenso, dass die Verwendung nachhaltiger Baustoffe möglich ist. Hinzu kommt die in der Regel hohe Energieeffizienz dieser Häuser. Praktisch ist zudem, dass alle Arbeitsleistungen während des Auf- und Ausbaus bei einem Fertighaus vom Hersteller koordiniert werden. Bauherren sparen sich dadurch die Koordination unterschiedlicher Gewerke oder die Kosten für einen Bauleiter. Außerdem haben sie einen zentralen Ansprechpartner bei allen Angelegenheiten, was ebenfalls zu einem reibungslosen Ablauf und einer optimalen Kommunikation beiträgt.

Schwachstellen bei der Fertigbauweise

Neben den zahlreichen Vorteilen gibt es einige Schwachstellen, die bei der Fertigbauweise auftreten können. Da bei einem Fertighaus vorgefertigte Bauteile verwendet werden, haben Bauherren weniger individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Das betrifft jedoch vor allem grundlegende Hausmerkmale wie die Grundfläche, Größe, Dachform und Materialfragen. Im Bereich des Innenausbaus sind die Gestaltungsmöglichkeiten fast so vielfältig wie bei einem Massivhaus. Eine weitere Schwachstelle ist die Schalldämmung, denn sie fällt bei dieser Bauweise meistens etwas niedriger als bei einer massiven Bauweise aus. Außerdem kann ein Fertighaus anfälliger für langfristige Witterungsschäden sein.

Wissenswertes zu Fertighäusern

Wer sich in der Planung eines Hausbaus befindet und sich noch nicht für eine Bauweise entschieden hat, der blickt häufig auf die zu erwartende Lebensdauer der verschiedenen Bauformen. Lange galten Fertighäuser als weniger robust als ein massiv gebautes Haus. Dank neuer Technologien und Verfahren bei der Fertigbauweise ist der Unterschied der Lebensdauer von Fertig- und Massivhäusern mittlerweile gering. Wurden für ein Fertighaus hochwertige Materialien verwendet, ist eine durchschnittliche Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren möglich. Das setzt allerdings regelmäßige Instandhaltungen voraus. Im Vergleich: Bei einem Massivhaus geht man von einer Lebensdauer von 120 Jahren aus. Auch hier werden jedoch Instandhaltungsmaßnahmen vorausgesetzt.

Kurzer Einblick in die Geschichte des Fertighauses

Die Vermutung, dass es sich bei Fertighäusern um eine vergleichsweise junge Bauform handelt, liegt nahe. Allerdings wurden bereits während des späten Mittelalters die damals typischen Fachwerkhäuser teilweise nach einem ähnlichen Verfahren errichtet. Im Rahmen der Weltausstellungen in den Jahren 1873 sowie 1893 wurden Fertighäuser ausgestellt. Der große Anstieg von Fertighäusern im Baugewerbe hat jedoch erste vor wenigen Jahrzehnten begonnen. Inzwischen entscheidet sich rund jeder fünfte Bauherr für diese Bauweise und es gibt auf dem Markt zahlreiche Fertighaushersteller.

Kosten und Bauzeit von Fertighäusern

Im Vergleich zu Architektenhäusern und Massivhäusern sind Fertighäuser deutlich schneller bezugsfertig. Nach Abschluss des Kaufvertrags dauert es meistens einige Monate, bis alle Bauteile hergestellt sind. Der eigentliche Aufbau hingegen ist in der Regel innerhalb von sechs bis acht Wochen erledigt. Im Anschluss erfolgt der Innenausbau, wobei die Dauer hier vom Ausmaß der Eigenleistung abhängt. Auch beim Blick auf die Baukosten überzeugt ein Fertighaus, denn es ist günstiger als ein Massivhaus mit gleicher Größe und Ausstattung. Günstige Angebote für klassische Einfamilienhäuser liegen oft bei rund 200.000 Euro. Mit zunehmender Wohnfläche und Hochwertigkeit der Ausstattung sind jedoch auch Kosten im Bereich von einer halben Million Euro möglich. Sparpotenzial bietet die Fertigbauweise bei Häusern ebenfalls, denn Bauherren haben hier die Möglichkeit, durch Eigenleistung die Baukosten zu senken. Meistens ist in diesem Fall von einem Ausbauhaus die Rede, bei dem der Innenausbau nur teilweise durch die Fertighausfirma ausgeführt wird. Bauherren können beispielsweise im Trockenbauverfahren nicht tragende Innenwände einziehen, die Dämmung anbringen, Leitungen und Kabel verlegen sowie Bodenarbeiten ausführen. Bei kleinem Baubudget und etwas handwerklichem Geschick ist das für viele Hausbauer eine attraktive Option.

Thema Nachhaltigkeit beim Fertighaus

Eine weitere interessante Frage bezüglich Fertighäusern beschäftigt sich mit dem Thema der Nachhaltigkeit. Umwelt- und Klimaschutz rücken schließlich in allen Lebensbereichen in den Fokus und beschäftigen daher auch Bauherren immer stärker. Vorteile in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz bietet ein Fertighaus, wenn es mit guter Energieeffizienz geplant und gebaut wurde. Das ist bei eigentlich allen Modellen möglich. Eine hohe Energieeffizienz sorgt für Energieeinsparungen und das entlastet die Umwelt. Ein positiver Nebeneffekt sind Einsparungen bei den Wohnnebenkosten. Hinzu kommt, dass viele Hersteller die Verwendung nachhaltiger Baustoffe optional anbieten oder sogar zum Standard gemacht haben. Nachhaltige Baustoffe werden mit umweltschonenden Verfahren gewonnen, was ebenfalls zum Schutz der Natur als Lebensraum des Menschen beiträgt und ein Fertighaus nachhaltiger macht.

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