Schon seit geraumer Zeit ist die Sesshaftigkeit des Menschen zu einem seiner Markenzeichen geworden. Wenngleich die Euphorie anfangs kaum zu bändigen ist, kann der Bau eines eigenen Hauses mit einer Menge Aufwand verbunden sein. Doch ist der Entschluss gefasst und die Finanzierung geklärt, beginnt der schönste Teil des eigenen Wohnprojekts: die Errichtung und Gestaltung.
Fertighäuser sind auf dem Vormarsch – aber warum?
Die Gründe für den kontinuierlich steigenden Beliebtheitsgrad von Fertighäusern sind vielfältig: Eine meist überschaubare Größe macht den Wohnraum pflegeleicht, ist materialsparend und damit deutlich preisgünstiger als viele Massivhäuser. Je nach Material sind Fertighäuser zudem umweltschonender. Der Wegfall der monatelangen Bauzeit ermöglicht enorme Einsparungen bei den Personalkosten und erlaubt ein rasches Einziehen. Auch in Sachen Energieeffizienz haben sie über die Jahre hinweg Fahrt aufgenommen und bieten nahezu grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten; etwa mit einer kleinen PV-Anlage auf dem eigenen Dach. Schlussendlich sind sowohl das Gesamtkonzept als auch die Individualisierbarkeit der Fertighäuser für ihre Markt- und Konkurrenzfähigkeit verantwortlich.
Der Aufbau der Fertighausteile: Von Außenwand zur Innenwand
Wandelemente von Fertighäusern sind je nach Zweck unterschiedlich aufgebaut. Während in manchen Regionen die Wärmedämmung Priorität genießt, braucht es in anderen Gebieten verstärkt Schutz vor Lärm. Basierend darauf bestehen die Wände aus mehreren unterschiedlichen Schichten.
Für die Außenfassade wird witterungsbeständiges und schützendes Material verwendet, etwa Putz oder auch Klinker. Hinter dieser Schicht liegt der sog. Armierungsputz, der Oberputz und Dämmplatte verbindet, die die nächste Schicht darstellt. Hinter der Dämmplatte befindet sich das Stützkonstrukt: die Holzbalken- oder Holzrahmenkonstruktion, mitunter mit Mineraldämmstoff in den Zwischenräumen. Auf die dahinterliegende Dampfbremse folgt die Holzwerkstoffplatte und zum Abschluss im Inneren der Gipskarton bzw. Wandbelag. Abhängig von den individuellen Ansprüchen der Bauherren und den Anforderungen an das Haus können diese Schichten im Wandaufbau jedoch variieren.
Ein Fertighaus ganz nach Ihren Bedürfnissen: Bauweisen und ihre Besonderheiten im Überblick
Holzbauweise als Klassiker
Wer an ein Fertighaus denkt, hat oft ein Bild im Kopf, das auf der Holzrahmenbauweise beruht: Sie entstammt dem frühen 19. Jahrhundert, kommt ursprünglich aus den USA und überzeugt durch qualitativ hochwertiges Massivholz, das als Rahmenkonstrukt dient. Der einer Leiter ähnliche „Rahmen“ stellt das Hauptelement dar. Er wird an beiden Seiten entweder mit Platten oder Planken verkleidet und der Innenraum mit Dämmmaterial gefüllt. Besondere Eignung findet der Holzrahmenbau bei Dach- und Deckenkonstrukten, wobei das Holz selbst meist gar nicht zu sehen ist: vorgemauerte Ziegel oder Putz verdecken es üblicherweise.
Dem Holzrahmenbau sehr ähnlich ist die Holztafelbauweise. Im Grunde ist sie eine Form des Holzrahmenbaus – begleitet von der Eigenschaft, dass die vorgefertigten Wandelemente bereits im Werk zusammengefügt wurden und fertig geliefert werden. Beim Holzrahmenbau werden diese vor Ort zusammengesetzt.
Vor- und Nachteile
Aus Massivholz gefertigte Holzbauten überzeugen durch ihre hervorragende Wärmedämmung: Im Winter bleibt die Kälte draußen, im Sommer kommt nicht zu viel Hitze herein. Daraus resultiert eine allgemein niedrige Heizlast: die Niedrigenergiehäuser übertreffen die Anforderungen an moderne Gesetze in der Regel um ein Vielfaches, was durch ein unvergleichbares und merklich angenehmes Raumklima bestätigt wird. Wenngleich Holz als nachwachsender Rohstoff nachbeschafft werden kann: als organisches Material birgt es den Nachteil einer gewissen Witterungsanfälligkeit. Früher oder später können – je nach Material und Verarbeitungs- bzw. Beschichtungsprozess – durch Sonneneinstrahlung, Nässe und andere äußere Einflüsse Verfärbungen wahrnehmbar sein. Auch die Schallisolierung muss meist durch zusätzliche Maßnahmen (Dämmung) optimiert werden.
Vorzügliche Alternativen mit dem Holzriegelbau
Unter Holzriegelbau werden zwei verschiedene Bauweisen zusammengefasst: nämlich der Holzskelett- und der Holzständerbau. Beide basieren auf dem sog. Fachwerkbau (so wie er gerade in Deutschland im 18. und 19. Jahrhunder üblich war. Das Grundgerüst bei diesen Varianten besteht aus tragenden Balken. Außenliegende Balken, Pfeiler und Wände haben jedoch keine tragende Funktion.
Holzständer- und Holzskelettbau sind zwei unterschiedliche Bauweisen, die diesem Stützprinzip gleichermaßen Rechnung tragen. Der Unterschied ist einfach erklärt: Die optisch erkennbare tragende Konstruktion aus senkrechten und horizontalen Elementen beim Skelettbau sind an ihren Schnittstellen miteinander verbunden. Dieses Gerüst trägt die gesamte Last des fertigen Gebäudes. Das Füllmaterial in den Zwischenräumen kann, da es ebenfalls keine tragende Funktion über hat, auch nachträglich beliebig verändert werden. Dies ermöglicht ein Höchstmaß an Gestaltungsfreiheit und Individualisierung, ohne die Statik des Gebäudes zu beeinträchtigen.
Beim Holzständerbau hingegen werden senkrechte Holzbalken mit Brettern oder Holzplatten versteift, wodurch der Innenraum geschlossen wird. Ihre Hohlräume sind mit Dämmmaterial gefüllt und die Abstände zwischen den Balken mit rd. 50 cm etwas geringer als beim Skelettbau. Dies erschwert nachträgliche Änderungen.
Vor- und Nachteile
Holzriegelbau ist eine Form der Leichtbauweise, da sämtliche Baumaterialien ein sehr niedriges Gewicht haben. Dies wiederum erleichtert Transport und Zusammenbau und erlaubt mehr Flexibilität in der Gestaltung. Allerdings macht es das Material auch etwas empfindlicher auf Beschädigungen.
Vergleicht man den Skelett- mit dem Ständerbau, wird deutlich, dass der Ständerbau später nur unter äußerster Mühe Veränderungen am Objekt erlaubt. Dennoch ist und bleibt Holz eines der nachhaltigsten und damit eines der beliebtesten Baumaterialien, hat Zukunftsperspektive, bindet CO2 dauerhaft und hat eine lange Lebensdauer. Im Bedarfsfall fungiert die Natur selbst als Ersatzteillager.
Der Holzblockbau – wenn es etwas natürlicher sein darf
Bei Blockhäusern handelt es sich in der Regel um unikate Ein- oder Zweifamilienhäuser, die – streng genommen – ebenfalls zu den zuvor genannten Holzbauweisen zählen. Von Hand vorbereitete und zugeschnittene Naturholzstämme oder maschinell gefertigte Kant- oder Rundholzbalken, meist aus Kiefer oder Fichte, liegen übereinander und stützen sich gegenseitig. Der Blockhausbau gehört zu den ursprünglichsten aller Bauweisen und geht bis ins dritte Jahrtausend vor Christus zurück: Er kombiniert ein rustikales Erscheinungsbild aus traditionellem Handwerk mit modernen Standards und führt sie in einer natürlichen Optik mit effektiver Wärmedämmung zusammen.
Vor- und Nachteile
Blockhäuser aus Holz regulieren die Luftfeuchtigkeit sehr gut und sind aus baubiologischer Sicht gesundheitsfördernd, solange auf chemische Imprägnierung verzichtet wird. Bleibt das Holz naturbelassen, trägt der Hausbau wesentlich zu einer positiveren Ökobilanz bei, was sich auch an der Wohn- und Lebensqualität zeigt und wofür es mancherorts attraktive Förderungen gibt.
Besonders hervorzuheben ist der Brandschutz: Aufgrund der starken Trockenheit der massiven Holzbohlen verbrennen diese nicht in einer Flamme, sondern werden lediglich schwarz. Dadurch bleibt die Stabilität des Hauses erhalten und die Einsturzgefahr im Brandfall ist im Vergleich mit anderen Bauten deutlich geringer. Bei einem Brand im Innenraum jedoch können die giftigen Dämpfe nicht entweichen, weshalb es rascher zu einem CO-Stau kommt. Ebenfalls verbesserungsbedürftig ist der Schallschutz: Tritte aus höher gelegenen Etagen oder Stimmen aus Nebenräumen können manchmal störend sein.
Der größte Haken ist jedoch der örtliche Bebauungsplan: Holzblockhäuser dürfen nicht überall hingestellt werden. Eine Sichtung des Plans ist unbedingt notwendig, um das mühsam errichtete Haus später nicht wieder auf eigene Kosten abreißen lassen zu müssen.
Das Fertighaus als Massivbauweise
Um die Verwirrung aufzulösen: Massivhäuser sind im Allgemeinen Häuser, die Stein-auf-Stein errichtet wurden, während Fertighäuser aus bereits vorgefertigten Grundelementen zusammengesetzt werden.
Fertighäuser als Massivbau sind schlichtweg eine Kombination beider Bauweisen: die Vorfertigung von Materialien, die beim Massivbau zum Einsatz kommen. Wandelemente aus Ziegeln, Beton oder auch Betonsteinen werden bereits als Ganzes zum Grundstück transportiert und dort aufgestellt, zusammengefügt und Zwischenräume mit Beton ausgefüllt.
Die wichtigsten Entscheidungskriterien
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit beeinflusst auch die Wahl der Bauweise. Fertighäuser haben in vielerlei Hinsicht positiven Einfluss auf das Ökosystem. Eine rasche Fertigstellung bedeutet weniger Maschinerie und damit weniger umweltschädliche Abgase. Natürliches Material fördert zudem die eigene Gesundheit: Einerseits, weil bei naturbelassenem Holz keine Partikel chemischer Beschichtungen in die Atemluft gelangen – aber auch, weil keine künstliche Temperaturregelung erforderlich ist. Über eine Raumtemperatur, die bestenfalls weder ein technisches Kühlen noch ein Heizen erfordert, freut sich jedes Portemonnaie. Lohnenswerte Förderungen on top.
Preis und Wertentwicklung
Der Kaufpreis ist die eine Sache – die langfristig entstehenden Kosten für die Nutzung und der Wiederverkaufswert zwei ganz andere. Während die laufenden Kosten bei energieeffizienten Fertighäusern dauerhaft niedrig gehalten werden können, stellt die Berechnung des Wiederverkaufswerts mancherorts eine Herausforderung dar. Denn als Basis werden Immobilien aus der Region herangezogen, die diesem Fertighaus ähnlich sein sollen – aber nicht immer vorhanden sind.
Wo Vergleich und Berechnung möglich sind, zeigt sich der Trend der Wertentwicklung von Fertighäusern positiv, da er sich auf vielfältige Weise steigern lässt. Hochwertiges Baumaterial und ein Bauteam mit Fachexpertise legen dafür den Grundstein. Kleinere Mängel wie brüchige Dichtungen oder abgenutzte Bodendielen lassen sich rasch selbst beheben und heben den Wert – bei entsprechend vielen kleinen Mängeln – ebenfalls deutlich an.